Österreich hinkt EU bei Internetgeschwindigkeit nach

Schnelles Internet ist in Österreich Mangelware, im Vergleich mit der EU liegt
man deutlich zurück. Laut dem vom Telekomregulator RTR veröffentlichten
Jahresbericht sind hierzulande nur 52,5 Prozent der Internetanschlüsse
schneller als 10 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Damit gehört Österreich zu den
EU-Nachzüglern, nur in fünf Mitgliedsstaaten gibt es mehr langsame
Internetanschlüsse.
Spitzenreiter ist Bulgarien, wo 94,9 Prozent der Anschlüsse schneller als 10
Mbit/s sind. Auch in Frankreich, Großbritannien und auf Malta sind neun von
zehn Internetanschlüssen schneller als 10 Mbit. Der EU-Schnitt liegt bei 70,2
Prozent, in Deutschland sind 58,6 Prozent der Onlineverbindungen schneller als 10
Mbit/s.
Vor allem bei intensiver Nutzung von Cloud-Speichern wie Dropbox oder beim
Videostreaming in HD-Qualität sind höhere Bandbreiten erforderlich. Wer sich
hochauflösende YouTube-Videos ansehen oder Filme oder Serien streamen will,
stößt mit Internetgeschwindigkeiten von weniger als 10 Mbit schnell an seine
Grenzen. Durch die ORF-TV-Thek und die Mediatheken der anderen Fernsehsender
sowie durch die Online-Videotheken von Netflix und Co. ist das Streamen in
Österreich seit geraumer Zeit stark am Steigen.
Laut dem RTR Telekom Monitor surfen nur noch rund 10.000 Österreicher im
Schneckentempo (weniger als 2 Mbit/s), 200.000 sind mit 2 Mbit im Internet
unterwegs und eine Million Nutzer schafft Geschwindigkeiten zwischen 2 und 10
Mbit pro Sekunde. 725.000 Kunden surfen mit Geschwindigkeiten zwischen 10 und
30 Mbit, weitere 340.000 zwischen 30 und 100 Mbit. Rund 70.000 Haushalte haben
Downloadraten von über 100 Mbit. Damit lässt sich ein 4 Gigabyte (GB) großes
Computerspiel in gut 5 Minuten herunterladen. Mit 10 Mbit dauert es zehnmal
solange.
In Österreich haben 26,9 Prozent der Bevölkerung einen
Festnetz-Breitbandanschluss, der EU-Schnitt liegt bei 30,9 Prozent. Beim
mobilen Breitband beträgt die Penetrationsrate hierzulande 65,2 Prozent,
verglichen mit 66,7 Prozent in der EU. In Finnland, Schweden und Dänemark gibt
es bereits mehr mobile Breitband-Anschlüsse als Einwohner.
Urheberrecht: Telekombranche gegen "Handysteuer"

Die heimische Telekomindustrie übt massive Kritik an der kürzlich in
Begutachtung gegangenen Urheberrechtsgesetznovelle. Durch die gerätegebundene
Speichermedienabgabe würden dem Konsumenten erhebliche Teuerungen bei
Smartphones und Tablets sowie der österreichischen Wirtschaft ein erheblicher
Kaufkraftverlust drohen, hieß es bei einer Pressekonferenz der
"Internetoffensive Österreich".
"Wir sind als Telekomindustrie eine geschlossene Phalanx gegen die Höhe
dieses Belastungspakets", sagte Hannes Ametsreiter, CEO der Telekom
Austria Group. Ein iPhone 6 Plus mit 128 GB Speicherplatz würde sich durch die
Abgabe um über 60 Euro verteuern, ein Durchschnittshandy um rund 36 Euro.
"Wir wollen, dass man erkennt, dass diese Beträge zu hoch sind. Wir
glauben, dass man hier überzogen hat." Da ausländische Betreiber von der
Regelung ausgeschlossen seien, würde es zu einer Schädigung der heimischen
Wirtschaft kommen und Kaufkraft Richtung Onlineshops abwandern: "Das ist
nicht gut für das Wirtschaftsland Österreich."
Jan Trionow, Chef von Hutchison Drei Austria, beklagte eine
"Lose-lose-Situation, die den nationalen Handel schädigt". Zudem
verwende man "alte Mittel um etwas hinzuschustern". Ansetzen solle
man vielmehr beim viel zu komplexen System der Verwertungsgesellschaften, deren
Tarifautonomie außerdem abzuschaffen sei. Die derzeit in der Novelle
vorgesehene Ausnahme von der Zahlungspflicht für jene, die glaubhaft machen
können, Speichermedien nicht privat zu nutzen, solle grundsätzlich für
Business-Geräte gelten.
Kultursponsoring überdenken
In Zeiten der digitalen Transformation werde "ein deutlicher Rückwärtsgang
eingelegt" und dem Technologiesstandort Österreich geschadet, sagte
Andreas Bierwirth, Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Mobile Austria:
"Das ist nichts anderes als eine Handysteuer." Eine solche gebe es in
Europa nur noch in Ungarn. "Es ist eine Digitalsteuer, die eingeführt
wird. Man kann gerne eine Kultursteuer einrichten, denn wir sagen ja nicht,
dass die Kultur nicht mehr Geld braucht, aber durch Belastung einer
Zukunftsindustrie werden wir Österreich nicht nach vorne bringen." In der
Folge könnten Unternehmen der Telekomindustrie möglicherweise ihr Engagement
beim Kultursponsoring überdenken, um nicht quasi doppelte Förderung zu
betreiben.
Der Gesetzesentwurf müsse dringend nachgebessert und die maximale Deckelung von
6 Prozent des Gerätekaufpreises sowie die 29 Mio. Euro Gesamtaufkommen pro Jahr
deutlich verringert werden, hieß es. Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der
Verwertungsgesellschaft LSG, kritisierte unterdessen die Aussagen der
Telekombranche: "Es ist ja nicht neu, dass die IKT-Branche mit gezielten
Falschmeldungen arbeitet. Das ist lediglich eine Fortsetzung ihrer kunst- und
urheberfeindlichen Haltung.“
Service: www.internetoffensive.at
Europäischer Erfinderpreis für steirischen NFC-Pionier

Der steirische Elektroingenieur Franz Amtmann ist gemeinsam mit seinem
französischen Kollegen Philippe Maugars mit dem Europäischen Erfinderpreis in
der Kategorie "Industrie" ausgezeichnet worden. Amtmann von NXP
Semiconductors Austria in Gratkorn (Steiermark) war maßgeblich an der
Entwicklung von Near Field Communication (NFC), einem einfachen
Datentransfer-Verfahren, beteiligt.
Die NFC-Technologie ist heute weitverbreitet. Sie kommt bei Skilift- oder
Zutrittskarten ebenso zum Einsatz wie beim Bezahlen kleiner Beträge mit der
Bankomatkarte an der Supermarktkasse oder bei der Informationsübertragung von
Smart Posters. "NFC eröffnet eine Vielzahl neuen Nutzungsoptionen für
Smartphones, Tablets und andere mobile Endgeräte. Zahlreiche Funktionen
verschmelzen in einem einzigen, multifunktionalen Gerät", würdigte
EPA-Präsident Benoît Battistelli die Erfinder.
"NFC birgt einen immensen gesellschaftlichen Nutzen: Die Technologie
eröffnet vielseitige Perspektiven, direkt mit der Umwelt zu interagieren – und
revolutioniert damit die moderne Welt der Kommunikation." Die Erfindung
von Amtmann und Maugars gehört heute zu den Technologiestandards im Mobilfunk:
In jedem dritten Handy, das auf dem Markt erhältlich ist, ist ein NFC-Chip
verbaut.
Die Near Field Communication basiert auf dem Prinzip der RFID (radio-frequency
identification), einer Technologie zum automatischen und berührungslosen
Erkennen von Objekten durch elektromagnetische Kopplung zur Energie- und
Datenübertragung. Eines der Pionierprojekte auf diesem Gebiet war die
kontaktlose Chipkartentechnik MIFARE. Diese wurde von einem Team, dem auch
Franz Amtmann angehörte, in den 1990er-Jahren in der Firma Mikron in Gratkorn
entwickelt. Zur verschlüsselten Datenübertragung wird dabei ein schwaches
magnetisches Feld genutzt.
Schließlich sei 2002 die Grundidee für NFC in Gratkorn entwickelt worden,
beschrieb Amtmann anlässlich seiner Nominierung die Technologie gegenüber der
APA. "Neu an NFC war damals, dass ein und dasselbe Device einmal als
Reader arbeitet, also bestimmte Informationen auslesen kann, etwa von Smart
Posters, und auch die Kartenfunktionalität hat, um etwa Zutrittsberechtigungen
nachzuweisen, oder als weitere Möglichkeit eine "Peer to
Peer"-Kommunikation erlaubt", so Amtmann.
Hagenberger Forscher arbeiten an smarter Kleidung

Forscher des FH OÖ Campus Hagenberg haben für ihr Projekt "eGlasses"
einen Google Research Award gewonnen. Die Wissenschafter experimentieren u.a.
mit leitfähigen Fasern, die sich als Steuerungselemente in Textilien
integrieren lassen. Ergebnis dieser Arbeit soll smarte Kleidung sein, über die
man verschiedene Anwendungen wie Handys, Musikplayer oder eine Datenbrille
steuern kann.
Die Forscher des Media Interaction Lab erhielten den halbjährlich vergebenen
Google Faculty Research Award in der Kategorie "Physical interactions with
devices", wie die FH berichtete. "eGlasses" zählt somit zu den
rund 20 Prozent der von Google außerhalb der USA geförderten Projekte und ist
unter diesen das einzige aus Österreich.
"Wir weben leitende Fäden in die Kleidung ein, die entweder als Knöpfe
oder als Touch-Elemente genutzt werden können", erklärte Michael Haller, Leiter
des Media Interaction Lab. So kann der Träger beispielsweise mit seiner Jacke
eine Datenbrille, mit dem Uhrband eine Smartwatch oder über eine Handyhülle aus
Filz sein Smartphone steuern. Letzteres dürfte vor allem im Winter gefragt
sein, wenn man dazu seine Handschuhe nicht ausziehen will.
Besonderen Wert legen die Forscher auf die Verbindung von einfacher
Bedienbarkeit und modischer Ästhetik. "Derzeit haben wir ein Shirt mit
einem iPod-artigen Navigationsrad und fünf Tasten", schildert Hallers Kollegin
Anita Vogl. Mit dem Leibchen können unterschiedliche Anwendungen gesteuert
werden. Den Wissenschaftern schwebt auch Laufkleidung vor, über die man durch
einfaches Ziehen den Musikplayer bedienen kann. Ein weiterer Ansatz sind
Annäherungs- und Temperatursensoren, um das berührungslose Arbeiten - etwa,
wenn man schmutzige Hände hat oder Handschuhe trägt - zu erlauben.
Internet der Dinge: Forscher bauen "Bürgernetzwerk"

Schon heute sind mehr eigenständige Geräte mit dem Internet verbunden als von
Menschen bediente Computer, in zehn Jahren sollen es 150 Milliarden sein. Die
zahlreichen Sensoren solcher Geräte und Smartphones will Dirk Helbing von der
ETH Zürich mit einem "planetaren Nervensystem" verbinden, um ihre
Daten verfügbar zu machen.
An diesem planetaren Nervensystem arbeite er mit Kollegen schon seit ein paar
Monaten und bald könne man sich mit einer Smartphone-App darin einklinken.
"Im ersten Schritt wird das planetare Nervensystem ausschließlich die
Sensoren verwenden, die in den Smartphones selber sind", erklärte der
promovierte und habilitierte theoretische Physiker, der an der ETH Zürich einen
Lehrstuhl für Soziologie innehat, im Gespräch mit der APA. Aktuell seien das
etwa fünfzehn, unter anderem solche zur Messung der Helligkeit und
Beschleunigung.
"Damit die Privatsphäre der Nutzer unbehelligt bleibt, filtern wir zum
Beispiel die Mikrofonsignale so, dass nur die Lautstärke gemessen wird und keine
Wörter hörbar sind", so Helbing. Außerdem sei bei jedem Sensor
einstellbar, ob man die Messungen nur für sich selber verwenden oder für
"kollektive Messprozesse" teilen möchte.
Später könne man auch zahlreiche andere Messfühler von Geräten anschließen, die
mit dem Internet verbunden sind. "Rund um uns gibt es jetzt immer mehr
Sensoren: etwa in Kaffeemaschinen, im Kühlschrank, der Zahnbürste, den Schuhen
und im Feueralarm", sagte Helbing. Das planetare Nervensystem solle von
den Bürgern selber aufgebaut und betrieben werden, damit sie die Kontrolle über
ihre Daten behalten. "Ich glaube, es würde sich keiner wohlfühlen, wenn
all die Daten von den Sensoren rund um uns von einer Firma oder vom Staat
gesammelt würden", meinte Helbing.
Messdaten helfen bei Entscheidungsfindung
Als "Bürgernetzwerk" soll das planetenumfassende Nervensystem dafür
sorgen, dass Entscheidungsträger, Wirtschaft, Wissenschafter und Bürger anhand
der zahlreichen Messdaten ein umfassendes Bild der Realität in Echtzeit
erhalten und bessere Entscheidungen fällen können. "Irgendwann sind wir
dann auch nicht mehr auf die Daten einzelner Firmen wie Facebook und Google
angewiesen, von denen sie ja nur die wenigsten wieder herausrücken", so
Helbing.
Die "Nervousnet" genannte Plattform könne als "Informations-,
Innovations- und Produktions-Ökosystem" ein Katalysator für exponentielles
Wachstum von Neuentwicklungen sein, meint er. "Das planetare Nervensystem
ist unter anderem ein Versuch, neue kreative Jobs in Zeiten zu schaffen, in
denen die digitale Revolution wahrscheinlich 50 Prozent der klassischen Jobs in
der Industrie und im Servicesektor eliminieren wird", erklärte der
Forscher.
Service: http://www.nervous.ethz.ch/
Online-Shopping wechselt auf das Handy

Grundsätzlich kaufen die Österreicher immer mehr im "Distanzhandel",
also ohne selber ins Geschäft zu gehen. Bestellungen per Post oder Telefon
spielen dabei nur mehr eine verschwindend geringe Rolle. Nun ersetzt das
Smartphone zunehmend den Computer als Gerät, von dem aus eingekauft wird, zeigt
eine Studie der KMU Forschung Austria im Auftrag des Handelsverbands.
Smartphone-Shopping hat 2015 im Vergleich zu 2014 (jeweils
Untersuchungszeiträume bis April des Jahres) um 40 Prozent zugelegt, das
explosionsartige Wachstum dürfte weitergehen, erwartet Studienautor Ernst
Gittenberger. Allerdings ist der Gesamtumsatz am Smartphone mit 350 Mio. Euro
noch klein. Im Distanzhandel haben die Österreicher 7,1 Mrd. Euro ausgegeben,
also das 20-fache. Am gesamten Einzelhandelsumsatz in Österreich machen
Smartphones überhaupt erst 0,5 Prozent aus. Schon im kommenden Jahr könnte sich
das auf ein Prozent verdoppeln, sagte Gittenberger in Wien vor Journalisten.
Inzwischen besitzen 55 Prozent der Österreicher ein internetfähiges Handy
(Smartphone), 30 Prozent suchen damit Produkte und 14 Prozent kaufen auch
tatsächlich damit ein - das sind rund 1 Mio. Österreicher.
Service

Digital Business Trends-Award - Innovative Ideen gesucht
Im Rahmen der Networking-Reihe Digital Business Trends, initiiert von der APA - Austria Presse Agentur und styria digital one (sd one), wird in diesem Jahr erstmals der gleichnamige Award in zwei Kategorien verliehen. Der Digital Business Trends-Award für innovative Digitalisierungslösungen aus Medientechnik, Informations- und Kommunikationstechnologie ist mit 4.000 Euro pro Kategorie dotiert und wird von der APA-IT unterstützt.
Details und Teilnahmebedingungen sind unter www.dbt.at/award abrufbar.